Mit der Sonne in die Zukunft –
Persönliche Gedanken zur ökologischen Thermosanierung
Vor ca. 20 Jahren haben wir unser Einfamilienhaus begründet durch folgende Faktoren gekauft: Wir wollten nicht zur weiteren Zersiedelung am grünem Stadtrand von Graz beitragen. Deshalb wählten wir ein bereits am Beginn der 60-er Jahre gebautes Siedlungshaus, wo wir annehmen konnten, dass sich die unmittelbare Umgebung nicht mehr wesentlich verändern würde. Weitere für uns sehr wesentliche Entscheidungskriterien waren: fußläufige Erreichbarkeit unseres Arbeitsplatzes (Ordination), sicherer Fuß-Volksschulweg für unsere Kinder und eine Basisinfrastruktur in der Nähe (Lebensmittelgeschäft, Apotheke, ÖV,..), die uns ständige Autofahrerei erspart sowie uns ein Leben in diesem Umfeld auch noch im höheren Alter ermöglicht.
Eine vor kurzer Zeit vom VCÖ veröffentlichte Studie ergibt, dass der Ökologische Fußabdruck eines alten noch so schlecht gebauten Hauses in unmittelbarer Infrastrukturnähe in Summe deutlich geringer ist, als ein modernes Passivhauses „auf der grünen Wiese“. Die Bausubstanz entsprach der damaligen Erbauungszeit, wo rasch, kostengünstig und ohne Rücksicht auf Heizkosten gebaut wurde. Die 26 cm starken Außenwände waren aus Durisolhohlziegel mit Beton gefüllt und die großen Fenster aus Mahagonienholz mit Verbundglas. Die großen Fensterflügel haben sich im Laufe der Zeit etwas verzogen, sodass auch bei geschlossenen Fenstern insbesondere bei Wind immer für ausreichende Frischluft gesorgt war. Der Ölverbrauch für 140m2 Wohnfläche betrug pro Winter mindestens 4500l, der relative Ölpreis zum damaligen Zeitpunkt 1/3 vom derzeitigen.
Vor ca. 12 Jahren setzten wir die ersten für uns leistbaren Energiesparmaßnahmen, indem wir auf der windigen Nordseite die Fenster gegen Thermofenster tauschten, die Dachbodendecke mit 10 cm Steinwolle mit 2cm starken begehbaren Gipskartonplatten belegten (zum damaligen Zeitpunkt das dickste erhältliche Material, sowie Thermostatventile auf allen Raumradiatoren montierten, um die Wärme der einzelnen Räume individuell regeln zu können – eine ebenso damals noch unübliche Maßnahme. Durch diese einfach zu setzenden relativ kostengünstigen Maßnahmen wurde der Ölverbrauch fast um 1000 l je Heizsaison reduziert, was sich bei den dann steigenden Ölpreisen auch in einigen Jahren amortisierte.
Damit sich das Haus im Sommer nicht so unerträglich aufheizte, haben wir bald nach dem Einzug Seile auf der Ost-und Südfassade des Hauses gespannt auf die wir rasch wachsende Schlingpflanzen -Glyzinie und Kiwi wuchern ließen, die uns bereits nach 2-3 Jahren ein angenehmes Sommerraumklima im Haus ermöglichten. Diese faktisch kostenlose Sommerthermoregulation kann ich nur allen weiterempfehlen, denn sie bringt wesentlich mehr als angenommen – sie wird nur nirgends beworben, da niemand daran verdient – verbessert das Mikroklima spürbar, schaut schön aus, macht wenig Arbeit und erfreut die Vogelwelt als sichere Nistmöglichkeit. Außerdem ernten wir seit 5 Jahren pro Saison 500-1000 hervorragende, gut lagerungsfähige Kiwis mit denen wir unseren Vitamin C Bedarf im Winter schmackhaft decken und haben seither eigentlich keinen Gusto mehr auf importierte Orangen.